Hubertus von Lüttich
* um 655 in Toulouse, Frankreich
† 30. Mai 727 in Tervuren, Belgien
Hubertus war nach der Überlieferung Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse,und wohl auch verwandt mit Plektrudis, der Frau des ostfränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren. Er lebte als Pfalzgraf am Hof von Frankenkönig Theuderich III. in Paris, musste aber aus dieser Position fliehen und ging nach Metz zu Pippin. Er heiratete die Prinzessin von Löwen und bekam den Sohn Floribert, der später sein Nachfolger als Bischof von Lüttich/Liège wurde. Nach dem Tod seiner Gattin bei der Geburt dieses ersten Sohnes zog er sich von allen Ämtern zurück, lebte ab 695 sieben Jahre lang als Einsiedler in den Ardennen und ernährte sich durch die Jagd.
In dieser Zeit festigte sich sein Glaube, er unternahm eine Pilgerfahrt nach Rom, ließ sich zum Priester weihen, wirkte als Glaubensbote in Brabant und den Ardennen und gilt deshalb als Apostel der Ardennen. Um 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht. Er galt als umsichtig und milde. Bei einer Hungersnot rettete er viele Menschen vor dem Tod. Am 24. Dezember 717 (oder 718?) ließ er die Gebeine von Lambert nach Lüttich (Liège) übertragen, im Anschluss verlegte er den Bischofssitz nach Lüttich und erbaute die Kathedrale an der Stelle, an der sein Lehrer Lambert ermordet worden war.
Seit dem 11. Jahrhundert wird die Legende vom Jäger Hubertus erzählt, dem – an einem Karfreitag – ein mächtiger Hirsch mit dem Kruzifix zwischen dem Geweih erschien, was ihn bekehrte; dieses Motiv stammt aus der Eustachius / Placidus-Legende. Die Grundlage für die Zuschreibung dieses Motivs an Hubertus war seine Zeit als Einsiedler, ihr Motiv, dem damals oft unmäßigen Jagdgebaren Einhalt zu gebieten.
Hubertus‘ Gebeine wurden am 3. November 743 erhoben, aus diesem Anlass entstand die erste schriftliche Lebensgeschichte, die aber trotz der persönlichen Beziehungen des Verfassers zu Hubertus mehrfach durch Ungenauigkeit und Anleihe bei den Traditionen anderer Heiliger in ihrer Glaubwürdigkeit geschmälert ist. 825 kamen die Reliquien ins Kloster in Andagium – dem heutigen Saint-Hubert – in den Ardennen, seit der Französischen Revolution sind sie verschwunden.
Die Verehrung von Hubertus erfuhr seit dem 10. Jahrhundert starke Verbreitung, er zählt in Belgien und den angrenzenden Gebieten noch heute zu den populärsten Heiligen. Saint-Hubert war im Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort. Im 15. Jahrhundert wurden mehrere Ritterorden nach Hubertus benannt. Am Hubertus-Tag wird Brot, Salz und Wasser geweiht, der Verzehr soll vor Tollwut, Hunde- und Schlangenbiss schützen; um sich vor wilden Hunden zu schützen, trug man Hubertus-Riemchen im Knopfloch. Gegen Krämpfe, Mondsucht und Viehkrankheiten halfen Hubertus-Schlüssel, gegen Fieber Cornet de St-Hubert, Hubertus-Hörnchen, gegen Kopfweh der Hubertus-Ring; Hubertus-Brot oder Hubertus-Wasser schützt Haustiere vor Tollwut und Ratten, umgekehrt heißt die Tollwut in der französischen Sprache Hubertus-Krankheit. Zu einem beliebten christlichen Brauch sind vielerorts die Hubertusmessen geworden, bei denen Jäger mit Blasinstrumenten den musikalischen Teil des Gottesdienstes gestalten. In der Zeit um den Gedenktag finden traditionell auch die nach Hubertus benannten Jagden statt. Er gehört zu den vier heiligen Marschällen, in manchen Gegenden wird er auch zu den 14 Nothelfern gezählt.
Quelle: www.heiligenlexikon.de